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Tadjoura – die nicht ganz weiße Stadt

By 18. Dezember 2019Januar 4th, 2021Sehnsucht nach Überall

Tadjoura – Unfreiwillige Wrackausstellung

Die Stadt Tadjoura liegt am Golf von Tadjoura am Roten Meer in Dschibuti. Dschibuti Stadt befindet sich quasi gegenüber des Golfs und der Hafen der Hauptstadt ist am Abend als helles Licht am Horizont erkennbar. Tadjoura hat den Spitznamen „La Blanche“, die weiße Stadt. Diesen Spitznamen scheinen mehrere Städte in der Region zu tragen, unter anderem auch Harar in Ostäthiopien. Genau wie Harar ist auch Tadjoura nur sehr wenig weiß. Ein paar teure Villen am Strand östlich der Stadt mögen weiß sein, aber die Innenstadt, oder was man als solche bezeichnen will, ist eher ein wenig schmutzig.

Ich habe noch selten so viele Autowracks in einer Stadt gesehen wie in Tadjoura. Sie gehören zum Stadtbild, als habe vor Jahrzehnten eine Automobilausstellung hier stattgefunden, nach der niemand aufgeräumt hat.

Am Westende von Tadjoura steht ein top-modener Hafen, der von einem hohen Zaun umgeben ist und nahezu unbenutzt wirkt. Das mag daran liegen, dass er nicht benutzt wird. Die Planer des Hafens waren davon ausgegangen, dass in der Nähe sehr bald Pottasche abgebaut und tonnenweise verschifft werden würde. Dann waren die Planer superschnell und der Hafen war bereits fertig, als schließlich das Pottasche-Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Wie ein Denklmal liegt neben dem Hafengelände ein chinesischer Frachter, der in der Sonne vor sich hin rostet am Strand. Sehr malerisch!

Das Zentrum von Tadjoura ist vor einigen Jahren durch eine hübsche Uferpromenade aufgewertet worden. An dem Strandabschnitt, der Promenade und Meer voneinander trennt, liegen zwei weitere haravierte Schiffe. Ziegen sind unterwegs und ein paar Jungs spielen am Wasser. Sonst scheint sich niemand für Strand, Meer oder Promenade zu interessieren. Alle Menschen sitzen vor ihren Häusern im Schatten und trinken Kaffee oder kauen Khat. Der einzige Geldautomat in der Stadt von 30.000 Einwohnern ist nicht funktionstüchtig. Man wirft mir amüsierte Blicke zu, als ich darauf zusteuere.

Das Hotel, in dem ich in Tadjoura gewohnt habe, ist eines von sehr wenigen Etablissements dieser Art. Es wird von einer französischen Familie geführt. Auf einem gigantischen Flachbildfernseher laufen Zeichentrickfilme für die Kinder der Familie. In der Lobby hängen Schlas von französischen Fußballclubs und auf der Speisekarte stehen nur europäische Gerichte. Immerhin schmecken die Spaghetti mit Tomatensauce hervorragend! Und der Fisch, der direkt aus dem Roten Meer kommt, ist auch lecker. In Tadjoura ist es heiß. Erst am Abend, nachdem die Sonne längst untergegangen ist, fallen die Temperaturen auf angenehme 29°C. Eine Wohltat, abends auf der Terrasse in einer leichten Brise zu sitzen und frisch gepressten Orangensaft zu trinken! Die Klimaanlage ist mit ausnahmsweise willkommen.

Wer verschlafene afrikanische Idylle sucht, wird in Tadjoura fündig! Hier scheint Hektik ein Fremdwort zu sein.

Lust auf mehr? Lest es nach in Sehnsucht nach Überall!

Eure Beatrice!

Wenn Ihr jetzt etwas Fernweh oder Sehnsucht bekommen habt, und mehr über diese faszinierende Reise nach Äthiopien und Dschibuti erfahren wollt, dann lest doch die ganze Geschichte in „Sehnsucht nach Überall“ an. Darin findet Ihr außerdem schöne Geschichten, unter anderem aus Indien, Turkmenistan, Aserbaidschan, Panama und Vietnam.

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