Zwischen Natitingou und Kara – Land der Lehmburgen
Im Norden von Benin und Togo leben viele verschiedene Volksgruppen und sie haben alle ihre Eigenheiten und Bräuche. In dieser etwas bergigen und wunderschönen Region rund um Natitingou und Kara herum unterwegs zu sein ist wie eine Reise durch unterschiedliche Länder, denn ich bin Völkern begegnet, die sich durch ihre Architektur, ihre Kleidung und ihre Sprache unterscheiden.



Bei den Somba in Benin, nicht weit von Natitingou entfernt, habe ich die ersten Lehmburgen gesehen. Sie nennen diese Gebäude Tata. Es sind faszinierende Gebilde aus Lehmziegeln, die mit einer Mischung aus Erde und Kuhdung verputzt werden. Die Somba verzieren ihre Lehmburgen mit denselben Mustern, wie ihre eigenen Gesichter. So kann man mit etwas Übung die Bewohner den Gebäuden zuordnen und umgekehrt.
Die Somba sind hauptsächlich Animisten. Einige gehen wohl in die kleinen Kirchen, die es in der Region in vielen Dörfern gibt, aber kaum jemand hat deshalb den Voodoo-Glauben abgelegt. Warum auch? Doppelt hält besser.



Daher sieht man an jedem Haus einen Fetisch an der Eingangstür, der das jeweilige Wohnhaus vor allem beschützt, das ihm oder seinen Bewohnern schaden könnte. Nicht nur in der Nähe von Natitingou. Fast überall im Norden von Benin.
Ich darf auch in eine der Lehmburgen hinein schauen. Durch das Innere gelangt man auf das Dach, wo sich die Schlafzimmer und Speicher befinden. Nur ältere Menschen schlafen im Erdgeschoss, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, hinaufzusteigen und rückwärts durch die winzigen Öffnungen der Schlafgemächer zu kriechen.



Weiter ging es zu den Tamerba, einem Volk, das mit den Somba verwand ist und übrigens auch mit den Lobi, die ich vor einigen Jahren in Burkina Faso kennen lernen durfte. Die Bräuche und die Architektur ähneln sich stark. Auf jeden Fall haben auch die Tamerba Lehmburgen und soweit ich das sehen konnte, sogar nicht viel mehr Fetische. Einige Gebäude haben an die 20 verschiedene Fetische rund um ihre Lehmburg herum, also mehr als in der Gegend von Natitingou.
Manche dieser Fetische sehen ganz schön gruselig aus, zum Beispiel im Haus eines mächtigen Jägers, der Amulette und Jagdtrophäen in seiner Lehmburg aufbewahrt. Vor seinem Haus stehen nicht nur Fetische, die Götter, Geister und Ahnen verehren, sondern auch jede Menge Fetische, die an die verschiedenen Tiere erinnern, die der Jäger in seinem Leben umgebracht hat.


Die Kräfte der Tiere gehen teilweise auf den Jäger über und daher ist er auch ein wichtiger Magier und ein angesehener Mann. Was für spannende Legenden und Geschichten die Jäger der Tamerba und Somba umgeben, werde ich im nächsten Buch erzählen. Auf jeden Fall haben mich diese Menschen begeistert und ich habe grandiose Bilder machen dürfen von diesen Völkern und ihren Bauwerken, die im Norden von Togo sogar auf der Liste des UNESCO Welterbes stehen. Nicht zu Unrecht, wie ich finde.
Eure Beatrice!



Sehr geehrte Frau Sonntag,
es sind schöne Reiseberichte, die Sie hier zeigen, mögen Sie viele LEser haben!
Ich finde nur, dass man ein paar Kleinigkeiten anders sagen müsste.
Die Bezeichnungn „Somba“ ist nicht die Eigenbezeichnung der Leute in dieser Region, das sind die Betammaribe.
„Somba“ ist die Fremdbezeichnung, von Leuten aus dem Süden, und wird leider auch oft abwertend genutzt. „Somba“ wird für Touristen der Einfachheit halber von Einheimischen beibehalten, aber es ist in etwa so wie mit dem Wort „Zigeuner“ –kann man der Einfachheit halber nutzen, aber man sollte es viellleicht mit Eigenbezeichnungen (SWinti oder Roma oder Rom..) ersetzen.
Der Begriff „Fetisch“ hat im Deutschen eine ganz andere BEdeutung als vor Ort, dort hat man die Bezeichnung der Kolonialleute als Übersetzung beibehalten., meint damit aber religöse (Kult)objekte. Oder würden sie christliche Gebetsketten, Heiligenstatuen o.ä. als „Fetsiche“ bezeichnen?
siehe hier ausführlicher:
https://postkoloniales-woerterbuch.uni-koeln.de/index.php?n=Main.Fetisch
Schließlich: haben die Leute auf den Fotos auch einen Abzug bekommen? Oder auch elektronisch, was ja heute leichter geht?
In der Hoffnung, Sie nicht veärgert (Besserwisser mag ich auch nicht), sondern zum Nacxhdenken angerget zu haben verbleibe ich
Mit vielen Grüßen
Tilo Grätz
Lieber Herr Grätz, danke für den ausführlichen Kommentar. Die Leute, die mich vor Ort durch die Dörfer geführt haben, haben sich selbst als Somba bezeichnet. Daher habe ich das nicht hinterfragt. Sie sagen ja selbst, dass der Begriff für die Touristen verwendet wird und ich war nun einmal Tourist. Andere Begriffe kamen nicht zur Sprache. Ich werde das aber mal nachlesen, nur für mich.
Es war immer die Rede von „fétiche“ und „féticheur“. Wer sich ein bisschen für die Region interessiert, wird nicht auf den Gedanken kommen, dass ich über eine andere Bedeutung des Wortes Fetisch berichte. Und ja, für mich sind diese Fetische das genaue Pendant zu einem Rosenkranz oder einer Heiligenstatue.
Mein Guide hat den Familien vor Ort Abzüge der Fotos gemacht. Digital war das nicht möglich, denn kaum jemand hatte ein Smartphone, geschweigedenn einen Computer.