Dachau – Wie ein Ortsname zum Synonym für Grauen werden konnte
An einem warmen Sommertag in Dachau ist die Sonne hell und der Himmel klar. Die Luft ist leicht und ruhig – ein Moment, der fast friedlich wirkt. Doch dieser Ort trägt eine schwere Geschichte in sich, die nicht vergessen werden darf. Die KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert an eine dunkle Zeit, die hier vor fast hundert Jahren begann.


Das Konzentrationslager Dachau wurde 1933 als erstes seiner Art in Deutschland eröffnet. Es diente als Vorbild für viele weitere Lager, in denen Menschen aus über 40 Nationen gefangen gehalten wurden. Insgesamt waren es mehr als 200.000 Menschen, die hier unter unmenschlichen Bedingungen lebten und starben. Über 41.500 von ihnen haben Hunger, Krankheit, Folter nicht überlebt oder wurden umgebracht. Die Befreiung durch amerikanische Truppen am 29. April 1945 brachte das Leiden endlich zu einem Ende. Zumindest für Einige. Viele sind in den Monaten nach der Befreiung noch an den Folgen der Misshandlungen gestorben.
Besonders erschütternd sind die medizinischen Versuche, die in Dachau an Häftlingen durchgeführt wurden. Ohne Zustimmung wurden Menschen grausamen Experimenten ausgesetzt. Es gab Versuche mit Unterkühlung, bei denen Gefangene stundenlang in eiskaltes Wasser getaucht wurden, um die Grenzen des menschlichen Körpers zu testen. „Ärzte“ wollten einfach mal testen, wann ein Mensch an Unterkühlung stirbt. Andere wurden in Unterdruckkammern gesetzt, um die Auswirkungen großer Höhen zu erforschen. Auch Malaria-Infektionen und Tests mit selbst ausgedachten Medikamenten gehörten zu diesen Versuchen. Viele dieser Experimente führten zu Qualen und Tod.


Heute kann man an diesem Ort die Spuren der Vergangenheit sehen. Das Eingangstor mit dem berüchtigten Schriftzug „Arbeit macht frei“, ist zwar eine Replik, aber das stört nicht. Die Baracken, in denen die Häftlinge lebten sind nachgebaut, geben aber die Verhältnisse gut wieder. Das ehemalige Krematorium steht noch. Die Gedenkstätte erzählt die Geschichten der Menschen, die hier litten und starben, und mahnt uns, wachsam zu bleiben gegenüber Intoleranz und Gewalt.



Georg Elser, der das vielversprechendste Attentat auf Hitler verübt hat, hat einige Zeit in Dachau im sogenannten Bunker verbracht. Man behandelte ihn hier vergleichsweise gut. Seltsam. Offenbar sollte er nach dem gewonnenen Krieg als Zeuge gegen die Briten dienen, mit denen er ja überhaupt nichts zu schaffen hatte. Irgendwann kam dann aber doch der Hinrichtungsbefehl, nur einen Monat bevor Deutschland kapitulierte. Elser hat nach fünfjähriger Haft das Ende des Krieges nicht erlebt.



Der Sommer in Dachau bringt Licht und Wärme, doch der Ort selbst strahlt eine ernste Ruhe aus. Auch die vielen Besucher, die an einem Sonntagmittag hier sind, verhalten sich ruhiger, als man es von Menschenmengen gewöhnt ist. Kein Wunder. Sie spüren die Verantwortung, die wir heute tragen. Ein Besuch in der KZ-Gedenkstätte ist kein einfacher Ausflug, aber ein wichtiger, um die Geschichte lebendig zu halten und aus ihr zu lernen.
Eure Beatrice!


