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Peschawar – Sehen und gesehen werden

Peschawar – Vom alten Gandara zum modernen Paschtunistan

Peschawar liegt in einer der Provinzen Pakistans, für die eine Reisewarnung besteht. Immer mal wieder kommt es vor, dass hier Anschläge verübt werden, allerdings meistens Freitags und bei festlichen Gelegenheiten. Von Festen und Menschenansammlungen aller Art wollte ich mich also strikt fernhalten.

Ich will eigentlich auch nur das Museum und den Bazar sehen. Mein Reisebegleiter versichert mir, dass das absolut unbedenklich ist. Also fahren wir nach Peschawar, das über einen sehr modernen Maut-Highway mit der Hauptstadt Islamabad verbunden ist.

Am Museum empfängt mich ein Schild: Wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Enttäuscht mache ich ein paar Fotos von außen vom Gebäude, als plötzlich jemand wild gestikuliert. Es ist der Museumsdirektor und er ist gerne bereit, das Museum für mich zu öffnen. Er erklärt, dass die Renovierung im Grunde schon abgeschlossen ist, dass die Einweihungsfeier mit Ministern und Botschaftern allerdings erst in einer Woche stattfindet. Ich kann mir also die gesamte Ausstellung ansehen, noch bevor der deutsche und der französische Botschafter die Chance bekommen. Was für ein unerwartetes Glück.

Nach einem amüsanten Mittagessen geht es zum Bazar, wo nicht alle Geschäfte geöffnet sind. Es ist der Tag nach dem Zuckerfest und viele Bewohner von Peschawar ruhen sich aus oder haben einfach heute frei. Im Bazar sehe ich noch ein paar der alten britischen Kolonialbauten. Die Moschee, die am Goldsouq gelegen ist, beeindruckt mich schwer, denn sie ist von innen unheimlich reich verziert. Eine Farbenpracht.

Das eigentliche Highlight an diesem Tag in Peschawar bin allerdings ich. Da hier so gut wie nie Touristen her kommen, falle ich sofort auf wie ein bunter Hund. Schnell hat sich eine Menschentraube gebildet. Einige starren mich unverhohlen an. Andere filmen oder machen Fotos. Wieder andere fassen sich ein Herz und fragen mich, ob sie ein Selfie mit mir machen können. Einmal genickt und gelächelt, gibt es kein Halten mehr. Am Ende des Tages bin ich wahrscheinlich der Haupthashtag auf Tik Tok und das Stadtgespräch an jedem Abendessenstisch, denn ohne zu übertreiben haben etwa 100 junge und ältere Männer mit ihren Handys Fotos von mir oder mit mir gemacht. Ich komme aus dem Lächeln gar nicht mehr heraus. Irre.

Wenn Ihr also mal in der Gegend seid, verpasst es nicht, das grandiose Museum in Peschawar zu besuchen. Die Leute dort sind so unglaublich nett, offen und anhänglich, dass es schon fast zu viel des Guten ist. Leider habe ich nur eine Handvoll Frauen getroffen. Die meisten werden zu Hause eingesperrt und als preiswerte Hausangestellte und Fortpflanzungsmaschinen missbraucht. Frauen in Burka zu sehen, verstört mich jedes Mal. So bleibt mir Peschawar mit einem lachenden und einem weinenden Auge in bleibender Erinnerung.

Eure Beatrice!

2 Comments

  • Brigitte sagt:

    Ich würde mich da nicht hin trauen. Ist es wirklich wert, sich in eine solche Stadt zu begeben, wo ständig Attentate stattfinden? Ja, okay, wahrscheinlich nur einmal im Jahr… in den USA ist es sicher gefährlicher. Aber trotzdem. Ich würde mich dann eher für eine andere Stadt entscheiden, etwas weiter von der Grenze weg. Warst du auch in Karatschi? Das ist sicher cool und riesig und voller Leute.

    • Beatrice Sonntag sagt:

      Liebe Brigitte. Du hast bestimmt recht damit, dass es in den USA gefährlicher ist. Ich habe mich allerdings auch in Peschawar sehr sicher gefühlt. Das mag ein falsches Gefühl gewesen sein, aber die Leute waren echt so nett und alle sind einfach nur ihren normalen Tätigkeiten nachgegangen. Ich bin froh, dass ich dort sein durfte. In Karatschi war ich leider nicht. Vielleicht nächstes Mal!
      Deine Beatrice!

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