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Blenheim Palace – Churchill und königlicher Prunk

Blenheim Palace – Acht Meilen Trockensteinmauer

Wenn ich in London bin, nutze ich gerne die Zeit, um einen kleinen Ausflug ins englische Hinterland zu unternehmen. Dieses Mal stand der Blenheim Palast auf meinem Programm. So erfahre ich auf der Hinfahrt, was ein Palast ist: Paläste in Großbritannien sind entweder von Mitgliedern der königlichen Familie bewohnt oder von einem hohen Tier im Klerus. Gleichzeitig erfahre ich, dass der Blenheim Palast die einzige Ausnahme dieser Regel ist.

Im Blenheim Palast wohnte die Familie des Duke of Marlborough. Dieser Titel wurde von Queen Anne erfunden und verliehen. Es gibt ihn bis heute, aber der Palast ist nur noch Museum. Er wurde sogar zum Weltkulturerbe erklärt mit den ganzen Gärten drumherum. Ein riesiges Areal mit viel Grün und ein paar Gänsen.

Interessant ist, dass das Gelände, das von acht Meilen Trockensteinmauer umgeben ist, offiziell noch immer der Königsfamilie gehört. Anlässlich der Schlacht von Blindheim in Deutschland (daher Blenheim) schenkte die Königin dem Herzog von Marlborough, John Churchill, das Recht, auf diesem Gelände einen Palast zu bauen. Sie half wohl auch bei der Finanzierung. Alle waren unheimlich stolz darauf, in Blindheim die Franzosen besiegt zu haben. Das Geschenk beinhaltete aber nicht das Gelände selbst. Daher muss der Herzog jedes Jahr kurz vor dem 14. August, dem Jahrestag der Schlacht, dem Königshaus einen Besuch abstatten. Es wird keine Miete gezahlt, aber es muss auf rituelle Weise eine gefaltete französische Flagge übergeben werden, sonst fällt das Land wieder an die Königsfamilie. Bisher wurde dieses wichtige Ritual immer durchgeführt und alles ist in bester Ordnung.

Der Palast ist groß und pompös. Eines der größten Gebäude in ganz Großbritannien. Es gibt einen grünen Salon, einen roten Salon, ein grünes Schreibzimmer und drei durchnummerierte Prunkräume. Überall hängen wertvolle Wandteppiche und Portraits, auf denen Menschen in furchtbar altmodischen Kleidern zu sehen sind. Ein Portrait zeigt Louis XIV, den Sonnenkönig, der bis zu Schlacht von Blindheim ein guter Freund von John Churchill (damals noch Earl) gewesen war. Es wird ausdrücklich erwähnt, dass Louis XIV John Churchill als einen „Adonis in Scharlach und Gold“ bezeichnet hat. Meine Herren! Das war allerdings vor der Schlacht, die diese Freundschaft entzweite.

Dem Adonis folgten weitere Churchills und schließlich wurde im Blenheim Palast auch der etwas bekanntere Winston Churchill geboren, von dem wir alle wissen, dass er kein Adonis war. Vielleicht hat sich die Schönheit in der Familie einfach mit den Generationen etwas verwaschen.

Die zweite interessante Episode, die mit dem Blenheim Palast verbunden ist, dreht sich um ein paar finanzielle Schwierigkeiten und um eine Reise. Die Herrschaften kamen in eine Schieflage, weil so ein Palast ganz schön was kosten kann. Der verantwortliche Duke hatte aber eine gute Idee: Er fuhr in die USA und suchte sich dort eine junge Frau, deren Eltern von der Idee, sie an einen echten Duke zu verheiraten total begeistert waren. Diese Frau stammte glücklicherweise zufällig aus einer stinkreichen Familie, wodurch der Fortbestand des Palastes und der Duke-Familie gesichert war. Der Audioguide des Palastes weist darauf hin, dass der Duke ihr am Abend des Hochzeitstages eröffnete, dass er sie nur wegen ihres Geldes geheiratet hatte, woraufhin sie stinksauer wurde. Die beiden bewohnten allerdings für eine sehr lange Zeit gemeinsam den Palast – jeder in seinem eigenen Flügel des Gebäudes.

In der Bibliothek darf ich einige übertrieben prunkvolle Hermelinmäntel bewundern, das irrsinnig wertvolle Gewand bestaunen, in dem Königin Elisabeth II gekrönt wurde und zudem die Gewänder der Brautjungfern. Brautjungfern ist hier natürlich eine schlechte Übersetzung, denn es gibt bei einer Krönung ja keine Braut, aber es gibt eben sechs Maids od Honor. Diese mussten unverheiratet sein und eine von ihnen hat doch tatsächlich direkt nach Erhalt ihrer Einladung zur Krönungsfeier ihre Hochzeit verschoben. Ihr Name war Lady Rosemary.

Nach so viel Prunk brauche ich erst mal eine kurze Pause. Am besten in einer bunten und sehr lauten Arcade mitten in London!

Eure Beatrice!

2 Comments

  • Bente sagt:

    Ich finde diese ganze Monarchie ja etwas altmodisch und irgendwie überholt. Trotzdem interessant, sich den ganzen Prunk mal anzuschauen. Was die für ein Aufhebens machen…

    • Beatrice Sonntag sagt:

      Das geht mir ähnlich. Ich fand es spannend, den Palast zu besuchen und ein wenig in diese fremde Welt einzutauchen. Fremd und anachronistisch.

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