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Cotswolds – Idylle voller Touristen

Cotswolds – Trockensteinmauern und ungewöhnliche Hobbys

Die Cotswolds sind eine kleine Idylle in Südwestengland. Die Reiseführer bezeichnen sie als das Herz von England. Dutzende Filme und Serien wurden dort schon gedreht, weil es in den Dörfern der Cotswolds einfach genauso aussieht, wie man sich England vorstellt, wie es vor zwei Jahrhunderten war. Daher strömen die Touristen aus allen Ecken des Landes und des Kontinents hierher. Sogar amerikanischen Akzent konnte ich an einigen Straßenecken hören.

Bei meinem Ausflug standen zwei Dörfer auf dem Programm: Bourton-on-the-water und Burford. Angeblich die beiden schönsten Orte. Gut möglich. Wer sich den Cotswolds nähert merkt bald, dass es hier hügeliger ist, als rund um London. Und es gibt Schäfchen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn Cots bedeutet Schafe und Wolds bedeutet Hügel.

Bourton-on-the-water ist wirklich hübsch. An einem kleinen Bach gelegen, über den diese mittelalterlichen Brücken führen, die keine Geländer haben. Irgendwie ungewöhnlich. Die schönen alten Häuser sind aus Steinen gebaut und haben alle dieselbe Farbe. Aus denselben Steinen sind die zahllosen Trockensteinmauern gebaut, die nicht nur die Grundstücke im Dorf einrahmen, sondern überall die Felder und Wiesen voneinander trennen. Es sind ganz traditionelle Trockensteinmauern, ohne Mörtel oder Zement. Erst in den letzten Jahren gibt es den Trend oben auf den Mauern eine Schicht Mörtel anzubringen. Dieser Trend soll dem Trend, Steine von den Mauern zu klauen, um damit etwas anderes zu bauen, entgegenwirken.

Bourton-on-the-water wird das Venedig Cotswolds genannt. Warum, erschließt sich mir nicht. Es gibt nur ein Bächlein und auf dem können nicht mal Boote fahren, weil diese charakteristischen brücken so tief sind, dass nur ein paar Enten darunter durch passen.

Burford trägt einen passenderen Spitznamen: das Tor zu den Cotswolds. Burford liegt unglücklich an der Strecke, die alle Urlauber nehmen die von London in die Cotswolds fahren. Dummerweise befindet sich am Ende eine kleine Brücke, die nicht breit genug für zwei Fahrzeuge ist. Hier steht eine Ampel. Daher ist die Hauptstraße des Dorfes ein einziger nicht endender permanenter Stau. Das Gute daran ist, dass man immer problemlos die Straße überqueren kann, weil niemand schneller als Schrittgeschwindigkeit fährt.

In Burford gibt es eine etwas buntere Mischung aus den bekannten Steinhäusern und einigen Gebäuden in Fachwerk. Sehr hübsch, ebenfalls. Sehr englisch. Das schönste Gebäude in dem schlauchförmigen kleinen Dorf ist aber wahrscheinlich die Kirche. Sie wirkt ebenfalls sehr englisch und besteht aus demselben Stein wie die meisten Gebäude. Umgeben ist sie von einem dicht bewachsenen Friedhof, der den Charme eines leicht verwilderten Gartens hat. Die Grabsteine, ebenfalls aus dem lokalen Stein gehauen, fügen sich perfekt in die Szenerie ein. Einfach idyllisch.

Für die olympischen Spiele der Cotswolds war ich leider 2 Wochen zu früh dran. Wer hätte gedacht, dass die Menschen hier nicht nur gute Schafhirten sind, sondern auch noch allesamt begeisterte Sportler? Es lohnt sich, mal ein Auge auf die Disziplinen zu werfen. So wird in Bourton-on-the-Water zum Beispiel Flussfußball gespielt. Die mittelalterlichen Brücken dienen als Tore. Alles ist wie beim normalen Fußball, nur halt mitten im Bach. Angeblich gibt es Extrapunkte für die Mannschaft, wenn die Zuschauer am Ende genauso nass sind wie die Spieler.

Eine weitere Disziplin ist das Schienbein-Kicken. Es handelt sich um eine traditionelle Sportart, bei der sich zwei Gegner an den Schultern greifen und abwechselnd versuchen, sich gegenseitig ans Schienbein zu treten. Wer die Schmerzen länger aushält als der Gegner, gewinnt. Die dritte Sportart, von der ich erfahren habe, ist gleichzeitig meine neue Lieblingsdisziplin: das Käserollen. Ein stattlicher Laib Käse von 30cm Durchmesser und 10cm Dicke wird einen ziemlich steilen Hügel hinabgerollt. Auf Los sprinten, stürzen, rollen und fallen alle Teilnehmer hinter dem ins Tal schießenden Lebensmittel her und versuchen, den Käse zu erwischen. Wer es schafft, darf ihn essen und wird zum Sieger der Königsdisziplin erklärt. Leider ist das traditionelle Käserollen seit einigen Jahren offiziell verboten, denn bei dem Vergnügen gab es einen für eine Sportart ungewöhnlich hohe Zahl an Verletzungen, gebrochenen Knochen und schweren Blessuren. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass das Käserollen nicht mehr stattfindet. Es ist nur verboten.

Wenn Ihr also mal im Juni in der Nähe von England seid, dann schaut euch doch mal zwischen den Hügeln um, ob da nicht ein Käse zwischen den Schafen rollt! Es heißt übrigens Olimpick, nicht Olympic.

Eure Beatrice!

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