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Rom von seiner makabren Seite

Rom – Stadt der tausend Kirchen und abertausend Knochen

Rom hat, wie wahrscheinlich die meisten europäischen Städte, auch seine makabre Seite. Wer in Rom dem Tod ins Auge blicken will, kann dies an vielen Orten tun, allen voran, der abenteuerliche Straßenverkehr, in dem unbedarfte Touristen mehrmals täglich in lebensgefährliche Situationen kommen können.

Der Tod hat aber viele Gesichter. Tote sind in Rom überall verteilt, denn in vielen der fast tausend Kirchen in Rom befinden sich Gräber oder zumindest Reliquien, also Teile von Menschen, die heilig gesprochen wurden oder Teile des Kreuzes, an dem Jesus gestorben ist. All die Reliquien sind nicht immer leicht zu finden und es lohnt sich daher, die eine oder andere Führung durch die Kirchen mitzumachen, um versteckte Krypten und Gräber zu entdecken – wenn man das will.

Was die Kreuzsplitter angeht, so ist es einfach eine Sache des Glaubens. Jemand hat mal ausgerechnet, wie viel Holz auf der ganzen Welt als Splitter von Jesu Kreuz ausgegeben wird. Ich kann mich nicht an die Zahl erinnern, aber es war einiges mehr, als man erwarten würde. Die Kirche hat eine interessante Theorie geschaffen, nach der auch Holzstücke die einmal ein Stück des wahren Kreuzes berührt haben, heilig werden. Es sind sogenannte Berührungsreliquien. Die Frage, ob überhaupt jemand weiß, wo das Kreuz abgeblieben ist, sei einmal dahin gestellt. Erst viele Jahre nach Jesu Tod wurde das „wahre“ Kreuz identifiziert und verehrt, gestohlen, zurückerobert, in 19 Teile zerbrochen und in alle Winde verstreut. Wie auch immer.

Was ich viel spannender Fand war ein Besuch in den Katakomben von Rom. Es gibt Dutzende Katakomben in Rom. Eigentlich rund um Rom herum, denn es war nicht erlaubt, Friedhöfe innerhalb der Stadtmauern anzulegen. Aus hygienischen Gründen. Man hat noch lange noch alle Katakomben entdeckt. Viele Römer gehen davon aus, dass einige entdeckt wurden, zum Beispiel bei dem Versuch, ein Gebäude zu renovieren. Viele solcher Funde auf privaten Baustellen, werden nie gemeldet, weil sie das Ende der Baumaßnahme bedeuten. Man schaufelt das Loch also schnell wieder zu und baut etwas Oberirdisches.

Wie auch immer. Außerhalb der römischen Stadtmauer gibt es über 60 Katakomben und man kann manche besichtigen. Ich habe mir die größte bisher gefundene ausgesucht: die Katakomben Santa Domitilla. Entlang von zwölf Kilometern sind hier Grabnischen und Grabkammern angelegt worden. Über Jahrhunderte hinweg. Einst lagen hier 150.000 Körper, die allerdings nicht mehr zu sehen sind.

Der Entdecker dieser Katakombe hat sich in den ersten Tagen in den unterirdischen stockfinsteren Gängen verlaufen und zwei bis drei Tage lang den Ausgang gesucht. Eine Horrorvorstellung. Heute gibt es elektrisches Licht in den Teilen, die für Besucher zugänglich sind.

Das coolste Ausflugsziel für Fans von morbiden, makabren Orten ist allerdings die Kapuzinergruft, die innerhalb der alten Stadtmauer von Rom liegt. Nicht weit von der Piazza Barberini können Besucher ein kleines Museum durchlaufen und etwas über die Kapuzinermönche lernen. Danach geht es in die Gruft, die aus sechs Räumen besteht. Diese sind ähnlich wie die Knochenkapelle in Kutna Hora mit Knochen von vermutlich 3700 Menschen dekoriert. Es sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Knochen von Kapuzinermönchen. Es gibt eine Beckenkapelle, in der die Dekoration aus Beckenknochen besteht und eine Kapelle mit Schädeln. Auch die Wirbel der Wirbelsäule eignen sich hervorragend für filigrane Verzierungen an Wänden und Decken. Wunderschön für meinen Geschmack.

Eure Beatrice!

One Comment

  • Andrea sagt:

    Großartig. Da muss ich mal unbedingt hin. Ich weiß auch nicht, woher das kommt, aber ich finde Orte mit Knochen und Kreuzen und anderen gruseligen Dingen irgendwie faszinierend. Ist das der Charme des Morbiden? Makaber? Bin ich ein bisschen gruselig veranlagt? Ich weiß es nicht. Aber dieses Kloster kommt sofort auf meine Liste.

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