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Rumtek – Zu Gast bei den Schwarzen Mützen

Kloster Rumtek – Ein Streit für die Ewigkeit

Vom Rumtek Kloster in Sikkim hatte ich schon gehört. War es in Tibet oder vielleicht hatte ich etwas darüber gelesen? Auf jeden Fall freute ich mich auf dieses berühmte tibetische Kloster, das sich in der kleinen Ortschaft Rumtek etwa 24 Kilometer von Gangtik in Sikkim befindet.

Das Kloster wurde 1960 gebaut, kurz nach der Massenflucht von Tibetern aus dem von China besetzten Tibet. Wie ihr vielleicht wisst, gibt es im tibetischen Buddhismus vier Sekten, also vier Glaubensrichtungen: die gelben, die roten, die weißen und die schwarzen Mützen. Hier bin ich also in einem Kloster der Schwarzmützen. Der offizielle Name lautet Karma Kagyü Sekte. Der Führer dieser Sekte nennt sich Karmapa und es gab viele Jahrhunderte lang eine harmonische Folge von 15 dieser Karmapa.

Der 16. Karmapa floh aus Tibet, wie viele andere Tibeter auch. Er gründete das Rumtek Kloster und ist auch hier begraben. Also begraben ist das falsche Wort. Seine Asche ruht hier in einer goldenen Stupa in einem eigens hierfür eingerichteten Raum. Ich habe Glück und einer der Mönche sperrt mir den Raum auf, sodass ich die Stupe einmal umrunden kann. Rundherum stehen Statuen der anderen 15 Karmapa.

Wer ist der echte Karmapa?

Als nun aber der 16. Karmapa in den 1980er Jahren starb, fingen die Anhänger der Sekte an, überall nach seiner Reinkarnation zu suchen. Schnell wurde man irgendwo in Indien fündig und brachte einen jungen in Lhasa geborenen Tibeter zum Kloster. Einige Mönche waren davon überzeugt, den richtigen Jungen gefunden zu haben. Währenddessen hatte man aber im Kloster eine schriftliche Erklärung des verstorbenen 16. Karmapa gefunden, in der er ziemlich genau darlegte, wie seine Reinkarnation zu finden sei. Er schrieb darin, dass es sich um einen kleinen Jungen handeln würde, der in Tibet in einem entlegenen Bergdorf in einer Bauernfamilie geboren wurde. Er beschrieb den Jungen ziemlich genau. Schnell wurde also der richtige Junge in Tibet gefunden.

Nun gab es aber zwei vermeintliche Reinkarnationen, die beide in Klöstern ausgebildet und auf das Leben als Karmapa vorbereitet wurden. Schließlich wollte niemand zugeben, dass er falsch lag. Irgendwann floh der Junge aus dem Bergdorf nach Indien, lebte eine Weile in Dharamsala im Nordwesten Indiens und ist heute mit einem karibischen Pass in den USA ansässig. Das gefällt den indischen Behörden nicht. Interessanterweise hat er einen Youtube Kanal, auf dem er erklärt hat, keine Wiedergeburt eines Lamas oder sonst irgendjemandes zu sein.

Auf jeden Fall sind sich die Anhänger der beiden 17. Karmapa nicht einig und daher hat die Regierung von Sikkim beschlossen, dass keiner von beiden das Kloster betreten darf. Alle Besucher des Klosters Rumtek werden also streng kontrolliert. Auch ich muss meinen Ausweis zeigen, obwohl eigentlich klar sein könnte, dass ich nicht der 17. Karmapa bin. Weder der eine, noch der andere.

Im Kloster Rumtek ist ganz schön was los, denn es ist gerade ein Zeremonie im Gange. Hunderte Mönche und hunderte normale Bürger haben sich versammelt und lauschen dem Singsang eines der hohen Lamas, der aus den alten Büchern rezitiert. Eine Weile sitze ich einfach nur da und genieße die Atmosphäre, auch wenn ich natürlich kein Wort verstehe.

Ich mag tibetische Klöster einfach gerne. Egal welche Sekte.

Eure Beatrice!

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