Oshogbo – Die Stadt der Flussgöttin
Oshogbo hat sich als eines meiner Highlights auf der Nigeria-Rundreise herausgestellt. Ich war mir nicht so sicher, ob ich den Oshun-Schrein von Oshogbo mögen würde, denn ich hatte im Internet gesucht und irgendwie nur Informationen über Susanne Wenger erhalten. Sie war Österreicherin und kam in den 50er Jahren nach Nigeria, wo sie gemeinsam mit lokalen Künstlern Skulpturen geschaffen hat.


Aber als ich dann in Oshogbo ankam und mir das Gelände des Oshun-Schreins anschaute, wurde schnell klar, dass Susanne Wenger nur ein winziger Teil dessen ist, was es hier spannendes gibt. Sie wird erwähnt, aber sie ist hier nicht die Hauptperson. Die Hauptperson ist eine Gottheit namens Orisha Oshun. Es ist die Flussgöttin, die im Fluss Oshun lebt. Sie lebt da schon immer.
Vor ein paar hundert Jahren haben die Menschen herausgefunden, dass sie hier lebt und haben sich zu ihr gesellt. Natürlich haben sie ihr Opfer gebracht, um sie zu besänftigen und ihr ihre Wünsche vorzubringen. So ist Oshogbo entstanden. Der Legende nach. Die Legende ist noch deutlich umfangreicher, aber das erzähle ich euch in meinem nächsten Buch ausführlicher.


Spannend ist der Oshun-Schrein unter anderem, weil es hier einen alten Königspalast gibt, nicht weit vom Wasser und der eigentlichen Opferstelle am Fluss. Hier ist im August, wenn das Oshun-Festival begangen wird, immer die Hölle los. Das muss ein ziemlich eindrucksvolles Event sein. Schade, dass ich im März da war. Immerhin durfte ich eine Darbietung eines Sango-Priesters miterleben. Das war auch schon mal nicht schlecht.



Die Figuren der New Sacred Art sind imposant, aber eben nicht das Spannendste an diesem Ort. Es sind die Geschichten und die Fetische, denen geopfert wird, obwohl sie hier nicht Fetische heißen. Die Orisha sind ein sehr vielschichtiges und interessantes Phänomen.
Der Schrein der Oshun-Hauptpriesterin ist in einem wunderschönen alten Gebäude im Stadtzentrum von Oshogbo untergebracht, nur ein paar Schritte vom einstigen Königspalast und dem heutigen Verwaltungssitz entfernt. Die Wände des Bauwerks sind reich verziert und hier ist alles in Rot/Rosa, Schwarz und Weiß gehalten. Pristerinnen und andere Initiierte sind dabei ein Ritual durchzuführen. Sie unterbrechen es gerne, um mir ihren heiligen Ort zu zeigen. Nach ein paar Minuten werde ich dann allerdings gebeten, wieder zu verschwinden. Was hier vor sich geht, ist nichts für Ungläubige.



Bald wird im Wohnhaus von Susanne Wenger auch ein Museum eingerichtet. Wenn Ihr vorhabt, nach Oshogbo zu fahren, erkundigt euch, ob es schon offen hat. Das Wohnhaus sieht auf jeden Fall auch von außen schon eindrucksvoll aus.
Eure Beatrice!