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Saryazd – Eine Festung für die Schätze

Saryazd – Lehmburg in der Wüste

Die Festung von Saryazd liegt nicht weit von der Wüstenstadt Yazd im Iran entfernt. Wer von euch in Yazd unterwegs ist, sollte sich unbedingt einen halben Tag Zeit nehmen und diesen zauberhaften Ort besuchen. Ich weiß nicht, ob ich die Festung ohne fremde Hilfe gefunden hätte, aber ich hatte ja glücklicherweise meinen Begleiter bei mir, der den Iran wie seine Westentasche kannte.

Zwischen Yazd und Saryazd liegt eine kurze Fahrt auf einer sehr modernen Autobahn. Und dann geht es in die Nebenstraßen einer staubigen kleinen Wüstenstadt. Zwischen Häusern, die alle dieselbe Farbe haben – die von Sand – steht irgendwo am Rande von Saryazd ein sehr ungewöhnliches Bauwerk: es ist die riesige Speicherburg Saryazd.

Tatsächlich sitzt vor dieser Festung, die ebenfalls die Farbe von Sand und Lehm hat, ein Mann. Er ist der Hüter der Festung und ihm zahlen wir ein kleines Eintrittsgeld. Der Mann öffnet uns eine dicke Holztür, die mit Metallplatten beschlagen ist. Diese sind wahrscheinlich schon mehrere hundert Jahre alt.

Mein Begleiter Alireza übersetzt. So erfahre ich auch, dass die Speicherburg in der Sassanidenzeit entstanden ist und genutzt wurde. Das wäre zwischen dem 3. und 7. Jahrhundert. Dafür ist das Gebäude in einem erstaunlich guten Zustand.

Die Familien in Saryazd haben die Speicherburg genutzt, nicht jedoch, um darin zu leben, sondern um ihre Habseligkeiten sicher unterzubringen. Wenn die Stadt angegriffen wurde, gingen alle das Risiko ein, ihr Haus zu verlassen. Sie gingen zur Burg, wo jede Familie eine oder auch mehrere Kammern gemietet hatte. Darin waren Getreide, Gold und Schmuck sicher untergebracht. Die Festung von Saryazd war wie eine Bank für Geld und Lebensmittel. Spannender Gedanke. Daraus sollte ich vielleicht mal einen Roman machen.

Der Festungsmeister und Alireza lassen mich nun alleine herumstreifen, damit ich in der teilweise dreigeschossigen Festung auf und ab klettern und nach Herzenslust Fotos machen kann. Ich bin begeistert. Hier kann ich auch mein Kopftuch abnehmen, denn niemand ist da, außer mir. Das ist der Vorteil einer solchen Reise in ein Land, das gerade nicht zu den Top-Reisezielen gehört. Schade eigentlich, denn der Iran ist meiner Meinung nach eines der schönsten Länder der Welt. Ob ich morgen wieder hinfahren würde, wer weiß. Ich glaube es nicht. In den letzten Monaten geht es ja wieder heiß her. Ich wünsche den Iranern und vor allem den Iranerinnen, dass sie es endlich schaffen, ihre Freiheit zu erkämpfen.

Eure Beatrice!

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