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Las Vegas – Weltreise im Lichtermeer in der Wüste

Zwischen Sündenpfuhl und gigantischem Business

Las Vegas ist in vielerlei Hinsicht ein einzigartiges Reiseziel. Für die einen ist diese Stadt mitten in der Wüste der Inbegriff der Romantik, für andere ein Sündenpfuhl und für viele eine Reise in eine riesige Filmkulisse, die man aus dem Kino kennt. Las Vegas bietet auf jeden Fall beste Gelegenheiten, um sein Geld loszuwerden, sei es in den Casinos oder auch in den zahllosen Hotels, Shops und Restaurants. Für mich ist Las Vegas ein Kuriosum, das ich gerne auch diesmal wieder auf meine Reiseroute gesetzt habe und von wo aus viele der großartigen Landschaften Nordamerikas nicht allzu weit entfernt sind.

Vom Grand Canyon aus erreiche ich Las Vegas in den frühen Abendstunden und zunächst empfängt mich die Großstadt mit der üblichen Mischung aus Tankstellen, Supermärkten und Fast-Food-Restaurants, die einen Gürtel um alle amerikanischen Städte bilden. Nach wenigen Minuten auf den großzügigen breiten Straßen kommt jedoch die charakteristische Skyline immer näher. Zuerst bemerke ich den Turm des Stratosphere Casinos und bald erkenne ich auch das in der Abendsonne strahlende Mandalay Bay sowie das grünlich schimmernde MGM Grand Hotelcasino.

Mein Hotel liegt nur zwei Blocks vom „Strip“, dem Las Vegas Boulevard, entfernt und glücklicherweise habe ich mich diesmal für ein eher normales Etablissement entschieden. Ich kann mich noch zu gut an das sehr günstige Hotel bei meinem letzten Besuch hier in Nevada erinnern, wo unmittelbar links und rechts meiner Zimmertür Spielautomaten auf dem Flur standen und das Klingeln und Klimpern der Maschinen nie (aber auch wirklich nie) endete.

Im August herrschen in Las Vegas trockene aber erbarmungslose 38 Grad und die Wolken scheinen einen Bogen um die Glücksspielmetropole zu machen. Das hindert die Menschen aber in keinster Weise daran, sich zu Tausenden auf den Bürgersteigen zwischen den verschiedenen Casinos unermüdlich hin und her zu schieben. Vom Cesars Palace mit seinem dem antiken Rom nachempfundenen Dekor bewege ich mich zum Paris, wo alles ein wenig zu aussieht, wie sich die Amerikaner Paris vorstellen.

Im Venetian Casino fahren singende Gondoliere chinesische Touristen durch die Kanäle, die tatsächlich ein wenig an Venedig erinnern. Ein paar Schritte weiter hat man die Möglichkeit, ins Großstadtflair New Yorks einzutauchen, mit einer ziemlich originalgetreuen Freiheitstatue und einer Brooklyn Bridge. Zwei Blocks von New York entfernt steht eine altägyptische Pyramide mit einer riesigen Sphinx. Ein Spaziergang auf dem Strip ist also wie eine kleine Weltreise.

Die Millionen von Spielautomaten, die auf flauschigen Teppichen eine kontinuierliche Geräuschkulisse erzeugen, animieren nicht nur mit Klingeln und Surren dazu, sein schwerverdientes Geld in die Schlitze zu stecken. Sie geben sich auch optisch jede nur erdenkliche Mühe, die Aufmerksamkeit der Passanten zu erregen. Wem das noch nicht genug ist, der sollte am Abend in die Casinos kommen, denn dann tauchen aus allen Löchern spärlich bekleidete junge Damen auf, um auf Tischen und Laufstegen zwischen den Poker- und Blackjack-Tischen zu tanzen. Ebenso adrett zurechtgemachte Damen versorgen die Spieler mit Zigaretten, Zigarren, Alkohol und Snacks, damit niemand jemals gezwungen ist, seinen Platz am Automaten zu verlassen – es sei denn, der Gang zur Toilette ist nötig. Dafür gibt es noch keine Lösung.

Die Toiletten sind übrigens überall in der Umgebung des Las Vegas Boulevards gratis, supersauber und ausreichend dimensioniert. Das kommt mir sehr gelegen, denn bei der Hitze, die draußen herrscht, trinke ich literweise Wasser und Rootbeer.

In Las Vegas gibt es keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht. In den Casinos herrscht immer ein angenehmes Dämmerlicht, in dem die Shops und Automaten perfekt zur Geltung kommen. Auf der Piazza im Venetian steht die Zeit ganzjährig auf einem lauen Sommerabend – wahrscheinlich ein Samstag – still. Keines der Casinos schließt seine Türen jemals ab. Renovierungen, Reinigung und Wartungsarbeiten laufen im Hintergrund unbemerkt ab und ich kann nur staunen über die perfekte Organisation.

Egal ob man auf Glücksspiel steht oder nicht: Las Vegas ist allein schon deshalb einen Besuch wert, weil man einfach nicht glauben kann, wie es hier ist, wenn man es nicht selbst erlebt hat. In meinen Augen ist Las Vegas die unwirklichste, verrückteste und surrealste Stadt der Welt. Es ist gleichzeitig aufdringlich und diskret, friedlich und laut, sicher und irritierend. Und lecker!

Eure Beatrice!

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