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Kurz und schmerzlos

Normandie – Auf Regen folgt Regen

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Normandie – Auf Regen folgt Regen

Normandie

Normandie

Die Normandie gibt sich unheimliche Mühe damit, eine Atmosphäre zu erzeugen, in der ich den Schauplatz des D-Day, des Jour J oder des Tag X sehr authentisch erleben kann: es regnet. An dem Tag, als die Alliierten Anfang Juni 1944 an den Stränden der Normandie „gelandet“ sind, soll es auch geregnet haben. Ich schaue mir der Reihe nach die Strände an: Sword Beach im Osten, Juno Beach, Gold Beach und Omaha Beach etwas weiter westlich.

Vor mir im Wasser liegen die letzten Überreste von alten Ponton-Brücken, die den Mulberry-Hafen gebildet haben. So konnte auch ohne ein Hafenbecken für Nachschub gesorgt werden. Die riesigen Metallungetüme liegen friedlich in der Brandung und

Normandie Strand

Normandie Strand

rosten vor sich hin, so als würden sie einfach hierher gehören. Irgendwie empfinde ich die Gegenwart dieser Erinnerungsstücke als bedrückend, wenn ich daran denke, unter welchen Umständen und vor allem warum sie hier her gelangt sind. Trotzdem gibt es in unmittelbarer Nähe zahlreiche Ferienwohnungen mit einem schönen Blick auf den breiten Sandstrand und die Überreste des D-Day.

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Prag – Kafka, Kronen und Knochen

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Uhr-Prag

Uhr-Prag

Prag empfängt mich im Mai mit einer meteorologischen Unentschlossenheit, die von Sonne über Platzregen bis hin zu kühlen Sturmböen ein breites Spektrum abdeckt. Ich schaffe es leider nicht ganz, mich genau dann, wenn es regnet, in einem Museum aufzuhalten und so werde ich am ersten Tag mitten auf der berühmten Karlsbrücke klatschnass. Natürlich bin ich dabei nicht alleine, denn auf der Brücke schieben sich gefühlte Millionen  von Touristen dicht aneinandergedrängt zwischen den steinernen Statuen und den kleinen Verkaufsständen hindurch.

Prag

Prag

 

Als ich die Burg erreiche, ist das Wetter wieder versöhnlich gestimmt und ich staune nicht schlecht, als auf dem Platz vor dem majestätischen Veitsdom eine kleine mürrisch dreinblickende Bernd-das-Brot-Plüschfigur sitzt. Sicherlich schaut sie nur deshalb so mies gelaunt aus, weil jemand sie im Regen hier hat sitzen lassen. Zunächst werfe ich einen Blick in das goldene Gässchen, wo ich mitunter Minutenlang warten muss, um ein Foto von einem der Gebäude machen zu können, ohne dass mir ein Tourist ins Bild läuft. In den Wehrgängen, wo es eindrucksvolle Sammlungen von alten Rüstungen und Schwertern gibt, ist die Luft muffig und verbraucht. Die Besucher quetschen sich fast schmerzhaft aneinander vorbei, um einen Blick auf die lustigen metallenen Ritterrüstungen werfen zu dürfen. Diese sehen unheimlich unbequem aus und ich kann mir kaum vorstellen, darin auch nur wenige Schritte zu machen, geschweige denn einen Krieg zu führen.

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Zypern – Uralte und brandneue Ruinen

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Nikosia

Nikosia

Eher spontan kam die Idee, Zypern zu besuchen und damit den Länderpunkt Nummer 90 einzufahren. Einige Zeit lang habe ich hin und her überlegt, ob ich für einen Besuch auf der Insel Zypern nicht vielleicht sogar noch einen zweiten Länderpunkt bekommen kann, weil der Norden immerhin eine eigene Flagge, eine eindrucksvolle Grenze und einen anderen Charakter hat als der südliche Teil. Da aber nur ein anderes Land auf der Welt Nordzypern anerkennt, werde ich es vorerst nicht zählen.Zunächst muss man sich an den Linksverkehr gewöhnen. An jeder Autobahnausfahrt finden sich erneut Schilder, die darauf hinweisen, dass man links fahren soll – wohl in weiser Voraussicht, denn es sind viele Touristen unterwegs. Man erkennt die Touristen in ihren Mietautos an den roten Nummernschildern, die alle anderen Verkehrsteilnehmer vor den potentiell gefährlichen Touristen warnen sollen.

 

Nikosia

Nikosia

Ich habe trotzdem beide Hälften von Zypern besucht. Zunächst einmal gab es im Süden eine wirklich uralte Siedlung aus der Zeit um 7000 bis 4000 vor Christus zu bestaunen. Von Chirokitia ist zwar nicht mehr sehr viel mehr als eine Menge steinerner Mauerreste übrig, aber dafür, dass diese Behausungen so alt sind, ist das nicht schlecht. Man hat für die Besucher mit nur wenig Vorstellungskraft drei der Hütten wieder aufgebaut. Hier wurde auch das nette kleine Männchen gefunden, welches sich auf den zypriotischen Euromünzen befindet. Die Menschen in Chirokitia haben ihre Toten übrigens im Haus unter dem Boden begraben, was etwas befremdlich wirkt, aber wohl dafür gesorgt hat, dass man 9000 Jahre später noch Reste davon finden konnte.

Weiter geht es entlang der Südküste Zyperns bis ganz in den Westen Zyperns. Hier liegt die Stadt Pafos mit ihrem riesigen archäologischen Park. Ich besuche eindrucksvolle Königsgräber, für die viel Werbung gemacht wird. Am Ende stellt sich heraus, dass hier allerdings nie auch nur ein einziger König beerdigt wurde. Trotzdem ist der Name beibehalten worden, weil er einfach königlicher klingt. Read More

Delhi – 16 Millionen Inder bei 42 Grad

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Am Flughafen von Delhi empfängt mich ein freundlicher rundlicher Inder, der mich zu einem verbeulten weißen Kastenwagen bringt. Schon auf dem Weg zum Auto schwitze ich, denn es herrschen etwa 40 Grad. Deepak versichert mir, dass die Fahrt zum Hotel nur 20 Minuten dauern wird. Nach 20 Minuten, in denen wir uns durch den teils verwirrenden Verkehr der Hauptstadt schlängeln, wiederholt er sein Versprechen: „Noch 20 Minuten, maximal!“

Endlich kommen wir zum Hotel. Langsam dämmert mir, warum dieses Hotel so unschlagbar günstig war (ich habe nur 17 Euro für 2 Nächte mit Frühstück und Flughafentransfer bezahlt). Es befindet sich in einem der hektischsten und vor allem lauten ärmeren Viertel der Stadt. Hier leben die Menschen auf engstem Raum und der Müll liegt zwanzig Zentimeter hoch auf den Bürgersteigen, die von Kühen, Rikschas und Fußgängern aller Couleur genutzt werden.

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Ich begutachte mein Zimmer und stelle fest, dass es kein Toilettenpapier gibt, keine Handtücher und noch nicht einmal Bettlaken. Der einzige Luxus besteht aus einem winzigen Fernseher und einem Deckenventilator. Ich fürchte mich ein wenig vor der schmuddeligen grünlichen Wolldecke auf dem Bett, aber zunächst will ich mit Deepak die Stadt unsicher machen und mich später um eventuelle Bakterien sorgen. Read More

Windhoek – Wir glauben an Fleisch

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In Windhoek unternehme ich nur eine kurze Stadterkundung bevor ich Namibia wieder verlasse, um mir sein schönes Nachbarland Botswana anzusehen. Aber ich verlasse Namibia mit dem Versprechen, mich bald auch einmal ausführlicher mit diesem schönen Teil der Erde auseinander zu setzen.

Mein Fahrer heißt Werner, was nicht weiter verwunderlich ist, denn viele Menschen tragen hier die eher unpassend wirkenden deutschen Namen, die seit der Kolonialzeit als modern gelten. Werner kann zwar kein Wort Deutsch, aber er hat ein Auto und er wird mir seine Heimatstadt zeigen.

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Wir schauen uns zuerst sehr ausführlich den Friedhof an, auf dem auch einige Heldengräber aus dem Unabhängigkeitskrieg gegen Südafrika vor sich hin verfallen. Dann fahren wir zur Wasseraufbereitungsanlage, die zu Werners großem Bedauern nur Gäste mit Voranmeldung herein läßt. Er zeigt mir stattdessen das Wasserreservoir, auf dem einige Pelikane schwimmen. Anschließend fahren wir durch die Armutsviertel, wo sich eine Wellblechhütte an die nächste reiht, wo es aber laut Werner kaum Probleme gibt, die vergleichbar wären mit denen der Townships von Johannesburg oder anderen afrikanischen Großstädten. Windhoek ist im Grunde ja nur ein Dorf mit etwa 100.000 Einwohnern. Nachdem wir dann durch die Industriegebiete fahren und Werner mir jede einzelne Fleischfabrik gezeigt hat, frage ich mich langsam, ob es denn nicht doch irgendetwas Sehenswertes im Sinne von touristisch sehenswert gibt. “We believe in meat!” sagt Werner, als er an jeder Fleischfabrik langsam vorbei fährt und sich wundert, dass ich keine Fotos mache.

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Bahrain – Ein Baum, ein Berg und tonnenweise Tränengas

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Bahrain ist ein eher kleines Land. Wenn es dort kein Erdöl gäbe und nicht in den letzten beiden Jahren ein wenig Revolution aufgekeimt wäre, dann hätten wir wahrscheinlich noch nie von dem winzigen Inselchen vor der saudischen Küste gehört. Aber dank Öl-Reichtum gibt es eine Formel 1 Rennstrecke, jede Menge Hochhäuser und einige Hotels. Touristen sind herzlich willkommen.

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Erster Programmpunkt für mich ist die Al Fateh Grand Mosque. Das eindrucksvolle und moderne Gebäude steht im strahlenden Sonnenschein auf einem gigantischen Platz und ein großes Schild heißt Besucher aller Glaubenslichtungen willkommen. Ich gehe also hinein, ziehe meine Schuhe aus, wie es ein Schild von mir verlangt und ich betrete das Innere. In einem prächtigen und riesigen Saal, der mit einem flauschigen teuer aussehenden Teppich ausgelegt ist, hängt ein Ehrfurcht gebietender Kronleuchter.

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Lissabon und Fatima – Luxuspilgern in Portugal

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Lissabon hieß das Ziel an Allerheiligen. Zu einem so hohen katholischen Feiertag bot es sich quasi an, einen kleinen Abstecher zu Portugals berühmtestem Pilgerort zu unternehmen. Ich erinnere mich noch daran, dass meine Großmutter mir in ihrem Pilgerwahn einst aus Fatima irgendeinen heiligen Unsinn mitgebracht hat und mir voller Begeisterung von den Hirtenkindern erzählt hat, die dort die Mutter Gottes gesehen haben. Ich hatte fast den Eindruck, dass meine Großmutter etwas enttäuscht war, dass mir keine Heiligen erschienen sind. Schliesslich war ich damals auch in dem richtigen Alter. Wer weiss, wie mein Leben dann verlaufen wäre. Grund genug, sich das Ganze einmal mit eigenen Augen anzusehen.
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Da die Mutter Gottes hier an einem 12. erschienen ist, wird jeden Monat am 12. eine Riesenparty hier gefeiert. Dazu ist ein gigantischer Platz vorhanden, auf dem es eigenartiger Weise verboten ist, Gruppenfotos zu machen. Da ich nicht an einem 12. in Fatima bin, kann ich nur über sehr wenige Pilger staunen. Zum Staunen bringen sie mich dennoch, denn einige von ihnen rutschen tatsächlich auf ihren Knien durch die Gegend. Über den ganzen Platz ist eine marmorne “Rutschbahn” gezogen, die mindestens 200 Meter misst. In einer kleinen Kapelle kann man vor etwas weniger Publikum rund um den Altar rutschen. Es ist für alles gesorgt, denn es werden sogar Knieschoner angeboten.

Die blonde Dame auf dem Foto, die entlang der offiziellen Rutschbahn kniend in Richtung Kapelle rutscht, hat sich ihre Hose komplett ruiniert.

Papst Johannes Paul II war ein großer Fan von Fatima und von der einzigen Überlebenden der drei Hirtenkinder, von denen zwei schon sehr früh gestorben sind. Die dritte empfing den vorletzten Papst mehrmals in Fatima, bis sie im hohem Alter schließlich auch starb. Dem Papst wurde sogar ein dickes Denkmal mit Blick auf den eindrucksvollen Platz gebaut.
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Nevers – Leckere Crepe und noch eine Leiche

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Nevers ist ein winziges und eigentlich eher langweiliges Städtchen in der Bourgogne. Darauf, dass ich Nevers unbedingt einen Besuch abstatten muss, bin ich aufmerksam geworden, als ich in Lourdes auf den Spuren der heiligen Bernadette wandelte und mir den Devotinoalienwahnsinn und das heilige Quellwasser angeschaut habe. Von den Nonnen, die in Lourdes voller Glauben und Hingabe der Mutter Gottes dienen, habe ich erfahren, dass der angeblich vollkommen unverweste Leichnam der heiligen Bernadette quasi als Beweis für ihre Heiligkeit in Nevers im Kloster aufgebahrt liegt. Solche Hinweise kommen mich immer teuer zu stehen.

 

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Also nichts wie hin, zur zweitheiligsten Pilgerstätte Frankreichs. Mit einem teilweise modernen Zug fahren wir von Paris nach Nevers und finden dort zunächst eine ganz normale etwas verschlafene französische Kleinstadt vor. Viele Häuser sind alt und verfallen, andere sind liebevoll in Stand gehalten und die Straßen in der Innenstadt wirken so, als ob sie nicht für den Gebrauch durch motorisierte Fahrzeuge gedacht seien.
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London – Schwere Steine und höflicher Regen

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London muss unheimlich wichtig sein, wenn man von der Zahl der vorhandenen Flughäfen ausgeht. Von Luxemburg werden nur zwei der fünf Flughäfen angeflogen aber trotzdem nimmt die Suche nach einem passenden Flug, dem richtigen Flughafen, einer Transportmöglichkeit in die Stadt und einem Hotel das nicht unbezahlbar ist, einige Zeit der Vorbereitung in Anspruch.

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Am Ende entscheide ich mich für den Flughafen Gatwick, einen einstündigen Bustransfer und gegen ein Hotel. Wie bei meinem letzten Aufenthalt in London vor etwa 17 Jahren, werde ich in einem der halbwegs preiswerten Hostel in einem Mehrbettzimmer nächtigen und zum englischen Regengott beten, dass meine Zimmergenossen nicht schnarchen. Das Hostel stellt sich als ein sehr eng belegtes Etablissement heraus, das in mehreren der eleganten englischen Stadthäuser im Stadtteil Kensignton untergebracht um nicht zu sagen hinein gequetscht ist. Read More

Peking – Hektik auf Chinesisch

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China ist eine Weltmacht in vielerlei Hinsicht. Auf jeden Fall aber hat mir mein letzter Besuch in der chinesischen Hauptstadt nur zu deutlich vor Augen geführt, dass die Chinesen die Weltmeister der Hektik sind. Natürlich kann man in einer Stadt mit Abermillionen von Menschen nicht auf ein ruhiges Fleckchen hoffen, aber die U-Bahn in Peking ist selbst für jemanden, der mit acht Geschwistern ein Zimmer teilen musste, eine Herausforderung.

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Wenn man sich erst einmal durch die undurchdringlichen Menschenknäuel am Flughafen und dann durch die Metro gezwängt hat, ist es eine Wohltat, auf dem Platz des himmlichen Friedens zu stehen und ein wenig durchzuatmen. An normalen Wochentagen schaffen es die Bewohner von Peking nämlich nicht, den Platz ganz unter einer Menschenmasse verschwinden zu lassen. Sie haben nämlich dann besseres zu tun.

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Wieder einmal ist das Mausoleum von Mao Tesdong geschlossen, denn ich bin wieder einmal an einem Montag in Peking. Das darf nicht zur Gewohnheit werden. Bei meinem nächsten Besuch muss ich unbedingt dem Vorsitzenden und seiner einbalsamierten Leiche die Ehre geben. Read More